Ist der Tod nur Schmerz, Leid und Verzweiflung? Ist er wirklich der gnadenlose Sensenmann, der uns für etwas bestraft, wovon wir nicht einmal wissen, was es ist? Oder könnte es vielleicht auch ganz anders sein?
Am 02.12.2019 um 02.12 h ist unsere geliebte Hündin dem Ruf des Windes nach Hause gefolgt.
Ihr Tod hat bei uns eine grosse Lücke hinterlassen, von der wir noch nicht wissen, wie wir sie jemals wieder schliessen sollen. Wir sind unendlich traurig und auch bestürzt darüber, dass die Zeitspanne zwischen tödlicher Diagnose bis zum endgültigen Verlassen ihres Körpers nur noch so kurz gewesen ist. Unser Verstand hat es zwar gewusst, aber die Hoffnung, dass sie es vielleicht doch noch irgendwie packt, konnten und wollten wir bis zum Schluss nicht ablegen.
Und dennoch... Zwischen den Tränen, dem Abschied nehmen und Loslassen, flüstert in mir eine leise, tröstende Stimme, die ich jedoch nur höre, wenn ich mich ganz darauf einlasse, mich dem Prozess hingebe, mit ihm, dem Leben und dem Tod EINS werde...
Ich weiss nicht, ob sie es ist, die mir diese Dinge von der anderen Seite aus zuflüstert oder ob es nur Hirngespinste sind, weil die menschliche Psyche sich in solch schweren Zeiten an jedem Strohhalm festhält, den sie findet. Doch noch während ich diese Zweifel hege und zwischen Gefühlen ohnmächtiger Traurigkeit und Verlassenheit hin und her pendle, werde ich innerlich plötzlich ganz ruhig, komme zu mir und lasse mich ein.
Und die Lücke beginnt sich allmählich zu schliessen, vielleicht fast gar ein wenig zu heilen...
Gedanken und Empfindungen, die aus den tiefsten Tiefen meines Herzens aufsteigen entfalten sich und nehmen ihren Lauf.
Das Leben ist ein Wunder und so schmerzlich wir den körperlichen Tod auch empfinden mögen, so hat er nicht nur dieses eine Gesicht, sondern noch so viele andere. Der Tod ist Gnade, er ist Freiheit, er ist Erlösung, er ist Barmherzigkeit.
Ja, er ist auch Schmerz und Verlust und Trauer, doch hinter all dem verbirgt sich auch Magie. Die Magie der unsterblichen Seele, die nur die Seite gewechselt hat, von der Körperlichkeit in die NICHT-Körperlichkeit, von der engen körperlichen Begrenzung und Getrenntheit zurück in die grenzenlose Freiheit und Verbundenheit. Und doch so präsent, so spürbar nah...
Ihre Form, ihr Körper ist jetzt leer, wie ein Kleid, das sie ausgezogen hat, doch ihre Essenz lebt, verbindet sich wieder mit unserer Essenz und kehrt zurück vom Aussen ins Innen, lebt nicht mehr ausserhalb von uns, aber in uns weiter. Alles wird eins, IST eins, sie ist ein Teil von uns und wir ein Teil von ihr... Wenn man diese Worte liest, mögen sie kitschig oder gar oberflächlich erscheinen, weil sie längst abgedroschen sind und doch spüre ich ihre Wahrheit gerade zutiefst in jeder meiner Zellen...
Selbst wenn unser Körper noch hier und ihre Seele den ihrigen verlassen hat, so ändert das nichts an dieser Einheit und Verbundenheit hinter dem Vorhang des irdischen Lebens und es gibt eine Schnittstelle, in der wir uns so oft wir möchten auch bewusst wieder begegnen können. Ich kenne diese Schnittstelle gut, denn sie bildet das Zentrum der Tierkommunikation, sie ist das tragende Fundament.
Diese Schnittstelle ist unser Herz und vielleicht ist es kein Zufall, dass Chéries Herz dasjenige Organ war, welches aufgrund eines Tumors versagt und ihren Tod verursacht hat... Ihr Herz war ihr Portal, die geöffnete Türe, die sie nach Hause geführt hat.
Man sagt, das Herz sei der Sitz der Seele und öffnen wir unser Herz, sehen wir ins Innere der Dinge...
Das Innere der Dinge ist ausnahmslos schön, vollkommen, heil und lebendig, unabhängig davon, wie es sich im Aussen, in der Dualität, gerade zeigt. Nur ein offenes Herz vermag es, uns miteinander zu verbinden und vereinen, nur ein offenes Herz kennt die bedingungslose Liebe und kann aus ihrer Fülle schöpfen. Nur ein offenes Herz lässt uns die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind - ohne den Zerrfilter des Egos, unseres Selbstschutzes, der zwar seine Berechtigung auf der Theaterbühne des Lebens hat, jedoch in seine Stille findet, wenn wir unser Zuhause in unserem Herzen, in der Liebe, erkennen.
Es gibt verschiedene Ebenen, Dimensionen unseres Daseins und die Körperliche ist nur eine davon. Wenn wir uns von der Vorstellung lösen können, dass wir nur dieser Körper sind, dann spüren wir die Verbundenheit jenseits der Körperlichkeit und fixieren uns weniger auf die Dinge, die wir berühren und sehen können.
Das Leben ist heilig und wir dürfen und sollen es feiern, doch der Sensenmann ist ein missverstandener und zu Unrecht verurteilter Würdenträger, eigentlich ein Engel der Liebe, der die Sterbenden in seinen wärmenden, tröstenden Mantel hüllt und sie unabhängig davon, wie schlimm wir von ihm denken, an den schönsten Ort bringt, den wir uns vorstellen können.
So habe ich auf Chéries letztem Stück des Weges noch so viel von ihr lernen dürfen. Über das Leben, das Sterben und den Tod und nicht zuletzt über das sich Hingeben und Einlassen, ohne welches wir auf ewig Gefangene in einem Hamsterrad bleiben würden. Durch sie durfte ich einmal mehr erkennen, dass es der Widerstand gegen die Veränderung ist, der aus uns Leidende macht und Vertrauen ins Leben und den natürlichen Lauf der Dinge uns davon erlöst...
Liebe Chérie, wir danken Dir von Herzen für Dein sanftes Wesen, Deine bedingungslose Liebe und Treue und für alles, was wir von und mit Dir lernen durften. Deine körperliche Präsenz fehlt uns trotz all dieser Erkenntnisse; das Wissen, nie wieder Dein weiches Fell hinter Deinen Ohren streicheln zu können schmerzt uns und dennoch spüre ich Deine kleine Flamme in meinem Herzen, so, als ob sie nie erloschen wäre.
Wir werden Dich nie vergessen <3